#6 Wolle und Stahl
24.11.-04.12.2015
Der Sommer kommt und die Alpakas tragen sehr viel Wolle mit sich herum, die mittlerweile recht lang geworden ist. Also hieß es am Sonntag scheren. Eine Nachbarin von Matt und Berit macht dies teilberuflich und kam mit ihren Arbeitsgeräten herüber, um die Haare der elf Alpakas zu trimmen. Die Tiere wurden von uns in einen kleinen abgezäunten Bereich getrieben, der Tisch zum Scheren wurde aufgebaut und die Trimmmaschine geölt. Zum Vorgang: Eins der Tiere wurde aus dem Gatter geholt und zum Tisch geführt oder eher geschoben, da die Alpakas eher weniger Lust hatten.
Der Tisch ließ sich in Senkrechte drehen, sodass die Tiere mit einem Polster gegen die Tischplatte gedrückt wurden und dann in die Waagerechte gedreht wurden. So lag der Vierbeiner auf dem Tisch und wurde an den Beinen festgebunden. Jetzt konnte das Polster wieder hochgeklappt werden und die Arbeit begann. Die Wolle wurde runterrasiert und von uns in drei Kategorien sortiert. Gute Wolle (von Bauch und Rücken), mittelmäßiger kürzerer Wolle (Schulter- und Hinterleibbereich) und Müll (zu kurze raue Wolle, quasi Reste). Nachdem die rechte Seite des Alpakas kurz geschoren war, wurde es auf dem Tisch umgedreht und die linke Seite war dran. Alles wurde abrasiert, bis auf die Wolle am Kopf und am Schwanz. Dort wurde nur etwas gekürzt, um den Kopf und die Kronjuwelen vor Sonnenbrand zu schützen. Nach dem Scheren wurden noch die Nägel gekürzt und eine Creme auf verschorfte Stellen aufgetragen. Zwei Spritzen als Impfung und das Alpaka war fertig und wurde vom Tisch gelöst und ins große Gehege gebracht, wo es endlich wieder grasen durfte. Jeder Vorgang hat etwa 20 Minuten gedauert. Zu sehen, wie sowas abläuft und dabei mitwirken zu dürfen war sehr interessant aber zu sehen, wie so ein Alpaka frisch geschoren aussah, war einfach herrlich witzig.
Vor etwa einer Woche hat sich etwas an unserer Fortbewegung für unseren Neuseelandtrip getan. Nein, kein Alpaka mit Sattel sondern ein Auto. Eine Nachbarin, die sich eine neues Auto gekauft hat, wollte ihr altes loswerden. Unser Glück. Wir durften am Donnerstag eine Probefahrt machen und waren mit den Preis von 1000 neuseeländischen Dollar (ca. 610€) völlig einverstanden und besiegelten per Handschlag unseren Deal. Nachdem das Auto noch sein WOF (TÜV) bekommen hat, wechselten am Montag Geld und Schlüssel den Besitzer. Unser erstes eigenes Auto! Unglaublich, wenn man mal darüber nachdenkt. Am nächsten Tag füllten wir ein Formular aus, in dem wir unsere Daten als neue Eigentümer des Autos angaben und dieses Formular wurde mit zusätzlichen $9 Bearbeitungsgebühr bei der Post abgegeben und schon waren wir offiziell die Besitzer. Ziemlich simpel. Außerdem hab ich übers Telefon eine Versicherung für das Auto abgeschlossen. Übers Telefon! In 20 Minuten! In einer anderen Sprache..jetzt ist Englisch wirklich kein Problem mehr. Für alle Motorsportverrückten, es handelt sich um einen Toyota Corolla: Manuell, vier Räder und hoffentlich einen Motor. Weitere Daten müsst ihr selber nachschlagen. Das Auto gibt uns zumindest die Möglichkeit uns frei in Neuseeland zu bewegen und an all die schönen Orte zu kommen, was, wie uns schon oft von vielen Kiwis gesagt wurde hier sonst unmöglich ist, da die öffentlichen Verkehrsmittel eher Mau sind. Außerdem bietet der Kofferraum mit umgeklappten Sitzen genug Platz, um dort zu schlafen. Und da wir nun die linke Straßenseite Neuseelands unsicher machen konnten und schon lange keinen Sand mehr unter den Füßen gespürt haben, führte uns unser erster Trip mit dem Auto und Hündin Billy an den Strand!